Expert:innengruppe Digitale Jugendarbeit in Europa
Die Europäische Kommission hat Anfang 2016 eine europäische Expert:innengruppe damit beauftragt, gemeinsame Empfehlungen für die Stärkung und Weiterentwicklung digitaler Jugendarbeit zu entwickeln. 2018 legte die Gruppe dann ihren Bericht mit dem Titel “Developing digital youth work” vor. Dort zeigen die Autor:innen eine mögliche Definition digitaler Jugendarbeit auf, und geben insgesamt zwölf Empfehlungen zur Weiterentwicklung und Stärkung digitaler Jugendarbeit.
Die Definition digitaler Jugendarbeit der Expert:innengruppe haben wir bereits in einem Artikel für dich zusammengefasst. Im Folgenden fassen wir für dich die Empfehlungen und auch Schulungsbedarfe zusammen, die die Kommission in ihrem Bericht nahelegt.
Die Expert:innen gliedern die Empfehlungen in vier Bereiche auf:
- Ein gemeinsames Verständnis digitaler Jugendarbeit ist wichtig. Das heißt, Mitgliedsstaaten der EU sollen die Vorstellungen der Kommission in ihr Verständnis zur Entwicklung digitaler Jugendarbeit aufnehmen. Interaktion durch digitale Technologie spielt längst eine selbstverständliche Rolle im Leben Jugendlicher. Umso wichtiger ist es, dass Jugendarbeiter:innen Bedarfe in diesem Themenbereich erkennen können, um gemeinsam mit den Jugendlichen die Entwicklung digitaler Jugendarbeit voranzutreiben.
- Die Mitgliedstaaten sind dazu angehalten, digitale Jugendarbeit in ihre nationalen Jugendstrategien zu integrieren[1]. Darüber hinaus sollen Jugendarbeiter:innen durch entsprechendes Training, Equipment, Methoden, und der dafür benötigten Infrastruktur unter anderem auch finanziell unterstützt werden. Wichtig ist, dass in diesen Prozess stets Jugendorganisationen und die Jugendlichen selbst mit einbezogen werden sollen.
- Dabei ist stets ein inklusiver Ansatz digitaler Jugendarbeit anzustreben, der Jugendlichen aus allen Bildungs- und Bevölkerungsschichten gleichsam Partizipation ermöglicht. Jugendarbeit soll durch den Einsatz von Technologien in ihren Bildungsangeboten Partizipationsbarrieren brechen und dabei die Privatsphäre und Sicherheit junger Menschen beachten.
- Digitalisierung ist ein globales Phänomen und sollte daher auf nationalem, europäischem und internationalem Bereich unterstützt werden.
Weiterführend listet die Expert:innengruppe sieben Kompetenzfelder für Jugendarbeiter:innen auf, die für das Vermitteln digitaler Jugendarbeit relevant sind. Diese sind zusätzlich zu den Mediennutzungskompetenzen, wie sie zum Beispiel in DigComp[2] aufgeführt werden, zu verstehen. Wir haben diese Bedarfe ins Deutsche übersetzt und zusammengefasst.
- Digitalisierung der Gesellschaft & Jugendkultur
- Planung, Gestaltung und Bewertung digitaler Jugendarbeit
- Umgang mit Informationen und Daten
- Kommunikation in digitalen Umgebungen
- Gestaltung und Verständnis digitaler Inhalte
- Sicherheit, Schutz und Kontrolle der Privatsphäre im Netz
- Reflexion und Bewertung der persönlichen digitalen Kompetenz
Das Projekt Digitale Jugendarbeit bedient diese Schulungsbedarfe durch die ab 2021 auf dieser Webseite erscheinenden Lehrmaterialien, außerdem bilden wir dazu noch Trainer:innen aus. Andere EU-Länder wie zum Beispiel Finnland oder auch Estland haben bereits vor einigen Jahren eigene Konzepte digitaler Jugendarbeit vorgestellt, die der Jugendstrategie der EU als Vorlage dienen. Estland spricht beispielsweise von „smarter“ digitaler Jugendarbeit, die Arbeits- und Lernprozesse durch Digitalität verbessern sollen. Eine kurze Beschreibung findest du auf Englisch in der kostenlosen Publikation Digitalisation and youth work vom schwedischen Zentrum für digitale Jugendarbeit, Verke, auf den Seiten 20–24.
Die Kurzfassung, die zum Verständnis des Begriffs digitale Jugendarbeit, und der hier angesprochenen Inhalte völlig ausreicht, findest du auf Englisch hier. Die vollständige Fassung des Berichts ist mit diversen Trainingsmethoden angereichert, die zur Vermittlung digitaler Kompetenzen an Jugendliche (und Verbesserung der Fähigkeiten von Jugendarbeiter:innen selbst) dienen können, diese findest du, ebenfalls auf Englisch, hier.
[1] Dies geschah in Deutschland zum Beispiel 2019 mit der Bekanntgabe der Jugendstrategie der Bundesregierung. Hier gelangst du zur Erläuterung auf der Webseite des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
[2] Digital Competence Framework for Citizens. Zu diesem haben wir auch einen Artikel geschrieben.
Autor: Gustav Berneburg